Mit den Begriffen Eifersucht, Sehnsucht, Neugier und Abenteuerlust würde über die einzelnen Erzahlungen dieses Bandes ein Grobraster gelegt – tatsächlich sind es psychologisch-literarische Studien, die die Erfahrung des Autors weder ausklammern können noch wollen.
Brennendes Geheimnis • Scharlach • Brief einer Unbekannten • Praterfrühling • Zwei Einsame • Widerstand der Wirklichkeit • War er es? • Ein Mensch, den man nicht vergißt • Unvermutete Bekanntschaft mit einem Handwerk
Diese erinnerungen eines europäers zeigen noch einmal die gelöstheit und heiterkeit wiens und österreichs in den jahren vor dem ersten weltkrieg, die welt der sicherheit, die stefan zweig selbst wie einigen, wenn auch nicht allen, die individuelle freiheit zu garantieren vermochte; sie zeigen glanz und schatten über europa bis zum sonnenuntergang, bis zu hitlers machtausübung, bis europa sich zum zweiten mal selbstmörderisch zerfleischte im bruderkriege. stefan zweig hat die welt von gestern als zeitzeuge aufgezeichnet und dabei nicht so sehr sein eigenes schicksal festgehalten, sondern das seiner generation; er hat mit diesem buch, weit über das persönliche hinaus, ein kompendium der geistigen welt in der ersten hälfte unseres jahrhunderts erstellt.
Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur.
Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für literatur text + kritik.
Das Leben von Maria Stuart, Königin von Schottland, ist spannend wie ein historischer Thriller, voller Intrigen und Abgründe, Allianzen und politischem Kalkül. Stefan Zweig erzählt ihre Geschichte mit aller Schnelligkeit und Präzision, aber er verharrt nicht an der Oberfläche der Tatsachen. Er sucht die Menschen hinter den Rollen, die Gefühle hinter den Handlungen. Und er erkennt resigniert: »in der Politik entscheidet leider! nicht das Recht einer Maßnahme, sondern der Erfolg.«
Der Biograph, der Erzähler, der Menschenschilderer Stefan Zweig hat nur einen einzigen Roman geschrieben. Er greift darin die Thematik des Mitleids auf, deren falsche Form den jungen Leutnant Anton Hofmiller in einen Konflikt bringt. Edith von Kekesfalva, ein siebzehnjähriges gelähmtes Mädchen verliebt sich in ihn, ohne daß er ihr Gefühl erwidern kann. Doch ihre Zuneigung schmeichelt ihm. Der Arzt des Mädchens, dem deutlich wird, daß nur »das schwachmütige und sentimentale Mitleid, das eigentlich nur Ungeduld des Herzens ist«, den Leutnant bewegt, fordert seinerseits nun von ihm das »andere, das einzig zählt das schöpferische Mitleid, das weiß, was es will und entschlossen ist, alles durchzustehen bis zum Letzten«. Anton Hofmiller glaubt formal und äußerlich der Verlobung zu genügen, ist aber unfähig, Edith auch nur einen einzigen Schritt wirklich entgegenzugehen, ja er streitet seinen Kameraden gegenüber sogar diese Verbindung ab. Sein Schuldbewußtsein erwacht sofort, aber erst allmählich wird er bereit, Verantwortung zu tragen. Doch unglückliche Umstände lassen Edith erfahren, daß er sie verleugnet hat da stürzt sie sich vom Turm. Anton Hofmiller lebt von nun an in dem Bewußtsein, daß »keine Schuld vergessen ist, solange noch das Gewissen um sie weiß«.